Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Was ist ein Glaubenssatz eigentlich? Ein Glaubenssatz ist eine tief verwurzelte Überzeugung, die unser Denken, Fühlen und Handeln massgeblich beeinflusst. Diese Überzeugungen formen unsere Wahrnehmung der Welt und uns selbst, oft ohne dass wir uns ihrer bewusst sind. Glaubenssätze können positiv und stärkend sein, aber auch negativ und einschränkend wirken.
Christian Friedrich Hebbel, Dramatiker und Lyriker des 19. Jahrhunderts, hat einmal gesagt: “Wir sind, was wir denken.” Er drückt die Idee aus, dass unsere Gedanken unsere Realität und unser Selbstbild formen. Dieser Gedanke ist auch in verschiedenen spirituellen und philosophischen Traditionen zu finden und betont die Kraft der mentalen Einstellung und Selbstwahrnehmung.
Viele Menschen kämpfen mit belastenden Glaubenssätzen, die ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen und ihr tägliches Leben erschweren. Doch woher kommen diese Überzeugungen, wie entstehen sie und vor allem: Wie können wir ihnen begegnen und sie überwinden? In diesem Blogbeitrag werden die Ursprünge und Auswirkungen solcher Glaubenssätze beleuchtet und Wege aufgezeigt, wie Körperarbeit und Visualisierungstechniken helfen können, sie nachhaltig zu transformieren.

Wie entsteht ein Glaubenssatz?
Nehmen wir als Beispiel den Glaubenssatz “Ich bin nicht gut genug” entsteht meist durch wiederholte, negative Botschaften, die im Laufe der Zeit verinnerlicht werden. Diese Botschaften können vielfältiger Natur sein und kommen häufig aus unterschiedlichen Quellen wie der Familie, Schule, Freundeskreis und den Medien. Wenn ein Kind oder eine junge Frau immer wieder hört oder erlebt, dass ihre Anstrengungen, Fähigkeiten oder ihr Wesen nicht ausreichend sind, beginnt sich dieser Glaubenssatz tief im Unterbewusstsein zu verankern.
Verinnerlichung durch wiederholte negative Botschaften
- Elterliche Kritik: Wenn Eltern oder Erziehungsberechtigte das Kind regelmäßig kritisieren oder abwerten, kann das Kind den Eindruck gewinnen, dass es nie genug ist. Sätze wie “Du bist so faul”, “Warum kannst du nicht wie dein Bruder sein?” oder “Das hast du schon wieder falsch gemacht” werden zu einer inneren Stimme, die das Selbstwertgefühl zersetzt.
- Schulische Erfahrungen: In der Schule erfahren viele Kinder und Jugendliche Konkurrenzdruck und Leistungsbewertungen, die oft negativ ausfallen. Wiederholte Misserfolge oder die ständige Hervorhebung von Fehlern können das Selbstbild erheblich beeinträchtigen. Beispielsweise können Kommentare wie “Du bist nicht gut in Mathe” oder “Du wirst das nie schaffen” langfristige Spuren hinterlassen.
- Soziale Zurückweisung: Negative Erfahrungen im Freundeskreis oder soziale Zurückweisungen, wie Mobbing oder das Gefühl, nicht dazuzugehören, verstärken das Gefühl der Unzulänglichkeit. Der ständige Vergleich mit Gleichaltrigen kann dazu führen, dass man sich selbst als minderwertig empfindet.
- Mediale Einflüsse und gesellschaftliche Normen: Idealbilder und Erfolgsstorys in den Medien tragen dazu bei, dass sich viele Frauen und Mütter unzureichend fühlen. Die ständige Konfrontation mit Bildern von scheinbar perfekten Leben und Körpern kann dazu führen, dass der eigene Wert ständig infrage gestellt wird. So können Botschaften wie “Nur schlanke Frauen sind attraktiv” oder “Erfolgreich bist du nur, wenn du Karriere und Familie perfekt vereinbarst” zu inneren Glaubenssätzen werden.
Dieses Beispiel zeigt, wie vielfältig und tief verwurzelt belastende Glaubenssätze sein können. Sie entstehen aus einem komplexen Geflecht von Einflüssen, die von verschiedenen Lebensbereichen ausgehen. Ob es nun elterliche Kritik, schulische Erfahrungen, soziale Zurückweisung oder mediale Einflüsse sind – sie alle können dazu beitragen, dass sich Menschen mit dem Glaubenssatz ‘Ich bin nicht gut genug’ konfrontiert sehen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass dieser Glaubenssatz nur ein Beispiel für viele mögliche Überzeugungen ist, die unser Selbstbild beeinflussen können. Die Arbeit daran, diese Glaubenssätze zu identifizieren und zu überwinden, erfordert daher eine individuelle und ganzheitliche Herangehensweise. Durch Bewusstsein, Selbstreflexion und gezielte Methoden wie Körperarbeit und Visualisierungstechniken können Menschen lernen, sich von diesen belastenden Überzeugungen zu befreien und ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben zu führen.
Verankerung im Unterbewusstsein
Diese wiederholten negativen Botschaften werden im Laufe der Zeit zu tief verankerten Überzeugungen. Das Unterbewusstsein speichert diese Überzeugungen und sie werden zu unbewussten Programmen, die das Verhalten und die Wahrnehmung stark beeinflussen.
- Automatisierte Denk- und Verhaltensmuster: Diese tiefsitzenden Überzeugungen wirken wie automatische Programme, die ständig im Hintergrund laufen. Sie beeinflussen, wie wir auf Herausforderungen reagieren, wie wir uns in sozialen Situationen verhalten und wie wir uns selbst wahrnehmen. Zum Beispiel könnte eine Frau mit dem Glaubenssatz “Ich bin nicht gut genug” zögern, neue Chancen zu ergreifen, aus Angst zu versagen oder sich zu blamieren.
- Selbstwertgefühl und Selbstwahrnehmung: Menschen mit diesem Glaubenssatz neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten und Erfolge zu minimieren und ihre Fehler und Schwächen zu überbetonen. Sie können Schwierigkeiten haben, Komplimente und Anerkennung anzunehmen, da sie tief im Inneren glauben, dass sie diese nicht verdienen. Diese verzerrte Selbstwahrnehmung kann zu einem Teufelskreis aus Selbstzweifeln und vermindertem Selbstwertgefühl führen.
- Langfristige Auswirkungen: Die Auswirkungen eines solchen Glaubenssatzes sind langfristig und weitreichend. Sie können die berufliche Laufbahn beeinflussen, indem sie das Selbstvertrauen untergraben und zu einer Unfähigkeit führen, sich beruflich weiterzuentwickeln. Im persönlichen Bereich können sie die Beziehungen belasten, da die betroffene Person ständig Bestätigung sucht und dennoch nie glaubt, wirklich gut genug zu sein.
Durch die genaue Identifikation und das Verständnis der Entstehung und Verankerung dieses Glaubenssatzes ist der erste Schritt zur Überwindung gemacht. Nur durch gezielte Arbeit, sowohl auf kognitiver als auch auf emotionaler Ebene, kann dieser destruktive Glaubenssatz nachhaltig transformiert werden.

Glaubenssätze und Bedürfnisse in der Gewaltfreien Kommunikation — GFK
In der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) betrachten wir Glaubenssätze als Überzeugungen, die wir im Laufe unseres Lebens über uns selbst, andere Menschen und die Welt um uns herum entwickeln. Diese Überzeugungen können unser Denken, Fühlen und Handeln stark beeinflussen. Die GFK lehrt uns, unsere Glaubenssätze bewusst zu hinterfragen und zu erkennen, wie sie unsere Wahrnehmung und unsere Interaktionen formen.
Im Rahmen der GFK betrachten wir Glaubenssätze als Ausdruck tiefer liegender Bedürfnisse. Unsere Glaubenssätze spiegeln oft Bedürfnisse wider, die wir haben, wie beispielsweise das Bedürfnis nach Anerkennung, Sicherheit, Zugehörigkeit oder Selbstwertgefühl. Indem wir unsere Glaubenssätze verstehen und die zugrunde liegenden Bedürfnisse identifizieren, können wir Wege finden, diese Bedürfnisse auf konstruktive und erfüllende Weise zu erfüllen.
Die GFK ermutigt uns, unsere Glaubenssätze durch eine einfühlsame und wertschätzenden inneren Dialog zu erkunden. Wir können uns fragen, welche Bedürfnisse hinter unseren Überzeugungen stehen und ob diese Überzeugungen uns dabei helfen, diese Bedürfnisse zu erfüllen oder ob sie uns möglicherweise daran hindern. Durch diese Selbstreflexion und das Bewusstsein für unsere Glaubenssätze können wir lernen, sie zu transformieren und uns auf eine Weise auszudrücken, die mehr Mitgefühl und Verbindung fördert.
Dem Glaubenssatz begegnen
In meiner Gewaltfreie Kommunikation Trainerausbildung habe ich lernen dürfen, dass es zwei Arten gibt, Bedürfnisse wahrzunehmen:
- Die kognitive Beschäftigung mit einem Ausdruck (Wort) für ein Bedürfnis und der intellektuelle Austausch darüber.
- Beispiel: Bedürfnis nach Sicherheit
- Hilfreiche Fragen: Was bedeutet Sicherheit für mich? Wie würde ich Sicherheit definieren? Was brauche ich, um mich sicher zu fühlen?
- Das Wahrnehmen der Schönheit eines Bedürfnisses und die Verbindung mit dieser Qualität.
- Gleiches Beispiel: Bedürfnis nach Sicherheit
- Hilfreiche Fragen: Wenn ich an eine Situation denke, in der ich mich sehr sicher gefühlt habe – was habe ich da gespürt? Wo in meinem Körper habe ich das gespürt? Wie würde ich anderen beschreiben, wie sich Sicherheit für mich anfühlt? Was erlebe ich innerlich, wenn ich an völlige Sicherheit denke?
Die Schönheit von Bedürfnissen wahrzunehmen und die Qualität eines Bedürfnisses zu spüren, unabhängig davon, ob es gerade erfüllt ist oder nicht, erfordert Übung. Neben der kognitiven Fähigkeit, den Ausdruck dafür zu kennen, ist es wichtig, sich selbst wahrzunehmen und die spezifischen Aspekte eines Bedürfnisses spüren zu können.
Bewusstsein schaffen
Der erste Schritt zur Bewusstseinsschaffung des Glaubenssatzes ist es also, sich seiner Existenz bewusst zu werden. Oftmals wirken solche Glaubenssätze im Verborgenen und beeinflussen unser Verhalten und unsere Emotionen auf subtile Weise, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Glaubenssätze sind glitschig wie Fische. Kaum sind sie gedacht, sind sie auch schon wieder weg. Wir können sie kaum festmachen. Diese unbewussten Überzeugungen können tief verwurzelt sein und erfordern eine gezielte Anstrengung, um sie zu erkennen.
- Selbstreflexion und Journaling: Journaling ist eine wirkungsvolle Methode, um sich seiner Gedanken und Gefühle bewusst zu werden. Indem du regelmäßig deine Gedanken und Erlebnisse aufschreibst, kannst du Muster und wiederkehrende negative Überzeugungen identifizieren.
Fragen wie “Wann fühle ich mich besonders unsicher?” oder “Welche Situationen lösen in mir das Gefühl aus, nicht gut genug zu sein?” können dabei helfen, den Glaubenssatz ans Licht zu bringen.
In der gewaltfreien Kommunikation nennen wir dieses Buch das Wolfsbuch. Wir schreiben unsere Wolfsgedanken auf. Marshall Rosenberg, der die GFK entwickelt hat, verband mit dem Wolf und der Giraffe die gewaltvolle und gewaltfreie Sprache. Das heisst, der Wolf mit seinen spitzen Zähnen ist ein Sinnbild für denjenigen, der mit seiner Sprache zubeisst und den anderen damit verletzt. Er ist nicht auf Augenhöhe und erzeugt durch seine Sprache im anderen eher Abwehr oder Rückzug.
Mit dem Führen eines solchen Selbstreflexion Journals versuchen wir, in Kontakt mit uns selbst und ggf. mit unserem Gegenüber zu kommen. Wir versuchen uns besser zu verstehen und Glaubenssätze besser erkennen zu können. Wir schreiben alle Gedanken, die sich “wölfisch” anfühlen .
- Die professionelle Unterstützung von Therapeuten oder Coaches, die in der gewaltfreien Kommunikation geschult sind, ist beinahe unumgänglich, wenn du eine wirkliche Veränderung herbeiführen möchtest. Diese Fachleute sind darauf spezialisiert, dabei zu helfen, tief verankerte Glaubenssätze zu identifizieren und zu bearbeiten. Es geht nicht darum, etwas umzuprogrammieren oder loszuwerden. Es geht darum zu verstehen und mit deinem Glaubenssatz leben zu lernen. Die Wölfe in deinem Kopf zu zähmen und ihnen empathisch zu begegnen, wenn sie aktiv sind oder wieder werden. In Gesprächen verwenden sie gezielte Fragen und Methoden, um gemeinsam mit dir den Glaubenssatz zu erkunden und zu verstehen.
Ich habe meine Methode entwickelt, in der ich die gewaltfreie Kommunikation mit der Visualisierungsmethode mindTV verbinden. So haben wir die Körperarbeit, die Visualisierung und die Bedürfniserkennung in einer Methode vereint und können gezielt an einer liebevollen und fürsorglichen Begegnung des Glaubenssatzes arbeiten. Und um es in Robert Gonzales Worten zu beschreiben: so können wir die Schönheit der Bedürfnisse erkennen.

Kontinuierliche Praxis und Verstärkung
Der Prozess des Hinterfragens und Ersetzens negativer Glaubenssätze erfordert Zeit und kontinuierliche Praxis. Hier sind einige Methoden, um diese neuen, positiven Überzeugungen zu stärken und dauerhaft zu verankern:
- Visualisierung: Visualisiere regelmäßig Szenarien, in denen du erfolgreich und selbstbewusst bist. Stell dir detailliert vor, wie du Herausforderungen meisterst und deine Ziele erreichst. Diese positiven Bilder helfen, neue neuronale Verbindungen zu schaffen und den Glaubenssatz “Ich bin nicht gut genug” allmählich zu überschreiben.
- Feiern und Bedauern: Feire täglich 5 Dinge, die dir gut gelungen sind oder auf die du stolz bist und finde 3 Dinge die du heute bedauerst. Dies hilft dir, den Fokus auf deine Stärken und Erfolge zu richten und positive Selbstwahrnehmung zu fördern aber auch weiter hin zu schauen, welche Wolfsgedanken zu noch anschauen darfst.
- Unterstützung suchen: Tausche dich mit Freunden, Familie oder Gleichgesinnten aus, die ähnliche Herausforderungen und Herangehensweisen kennen. Der Austausch mit anderen kann ermutigend sein und zusätzliche Perspektiven und Strategien bieten.
Um auf unser Beispiel zurück zu kommen: durch die bewusste Auseinandersetzung mit dem Glaubenssatz “Ich bin nicht gut genug”, das kritische Hinterfragen und das konsequente Ersetzen durch positive Affirmationen und Visualisierungen, kannst du nach und nach ein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen. Diese Arbeit ermöglicht es dir, ein erfülltes und selbstbewusstes Leben zu führen, in dem du dich wirklich als gut genug und wertvoll empfindest.
Körperarbeit und Visualisierungstechniken
Körperarbeit und Visualisierungstechniken bieten kraftvolle Mittel, um den destruktiven Glaubenssätzen zu begegnen. Durch die bewusste Arbeit mit dem Körper und die Nutzung der Vorstellungskraft können tiefsitzende emotionale Blockaden gelöst und neue, positive Überzeugungen geschaffen werden. Das körperliche Empfinden dessen, was das Fehlen von Respekt dir gegenüber mit dir macht, hat viel mehr Gewicht, als wenn du nur denkst: “Ich wünsche mir mehr Respekt”. Sobald du den Körper dazu nimmst und die Emotionen auch körperlich spürst, wirst du tiefer in das Bedürfnis eintauchen können.
Die regelmäßige Praxis dieser Techniken kann zu einer signifikanten Verbesserung des Selbstwertgefühls und zu einem erfüllteren und selbstbewussteren Leben führen. Indem wir diese Methoden in ihren Alltag integrieren, können sie nach und nach den negativen Glaubenssatz durch die Überzeugung ersetzen, dass sie gut genug sind – genau so, wie sie sind.

Fazit
Der Glaubenssatz “Ich bin nicht gut genug” kann das Leben erheblich belasten, aber er ist nicht unumstößlich. Mit Bewusstsein, gezielter Arbeit und den richtigen Techniken kann er transformiert werden. Körperarbeit und Visualisierungstechniken bieten effektive Wege, um diesen Glaubenssatz zu überwinden und ein Leben in Selbstakzeptanz und Leichtigkeit zu führen. Jede Frau verdient es, sich gut genug zu fühlen – genau so, wie sie ist.

„Die Transformation des Glaubenssatzes ‘Ich bin nicht gut genug’ ist ein tiefgreifender Prozess, der durch konsequente Anwendung von Körperarbeit und Visualisierungstechniken erreicht werden kann. Diese Methoden ermöglichen es Frauen, ihre inneren Blockaden zu überwinden und ein neues, positives Selbstbild zu entwickeln. Mit der Zeit wird diese neue Denkweise zur Normalität, und Frauen können ein selbstbewusstes, erfülltes Leben führen.“
– Tanja Romano
Wenn du mehr über meinen generellen Arbeit erfahren möchtest, dann besuche gerne meine anderen Blog’s:
Umgang mit Wut: Tipps für ein liebevolles Umfeld für Kinder
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen